EXPERTENRAT
Inkontinenz und Körperpflege bei Demenzkranken
Inkontinenz
Der Verlust der Kontrolle über die Blase (Harninkontinenz) ist ein häufiges Problem bei der Versorgung von Demenzkranken, das dem Betroffenen meist sehr unangenehm und peinlich ist. Oft vergisst er, zur Toilette zu gehen, oder findet sie nicht.
Im weiteren Verlauf der Demenz verlernt er, wie sich die Schließmuskeln von Blase und Darm kontrollieren lassen.
Bei den ersten Anzeichen einer Harninkontinenz muss abgeklärt werden, ob eine organische Störung vorliegt (Männer: Prostataerkrankung, Frauen: Gebärmuttersenkung). Wenn das nicht der Fall ist, so kann man einige Maßnahmen ergreifen, um das Problem anzugehen:
Geben Sie nicht weniger zu trinken! Das löst das Problem nicht, kann aber zu Dehydrierung oder Blasenentzündungen führen.
Verwenden Sie Inkontinenzhilfen (Einlagen, Windeln, Einmalslips). Diese werden vom Arzt verschrieben.
Körperpflege
Wer einen an Demenz erkrankten Menschen betreut oder pflegt, sollte versuchen, sich von den Vorstellungen einer perfekten Körperpflege zu lösen – denn oft gibt es gerade hierbei enormen Widerstand. Wenn es keine zwingenden Gründe für eine gründliche Reinigung gibt (bspw. Inkontinenz), spricht nichts gegen eine gelegentliche „Katzenwäsche“.
Diese kann (evtl. mit Anleitung) meist noch lange vom Erkrankten selbst durchgeführt werden. Oft genügt es, ihm den Waschlappen, die Zahnbürste oder den Kamm in die Hand zu geben, und er weiß noch von allein weiter. Wie bei allen Hilfeleistungen gilt: So wenig wie möglich, so viel wie nötig.
Hilfreich kann es sein, eine Ganzkörperreinigung (Duschen, Baden) an bestimmten Tagen durchzuführen („Samstag war immer Badetag“). Wählen Sie eine Tageszeit, zu der, Ihrer Erfahrung nach, der Widerstand am geringsten ist. Erwärmen Sie das Badezimmer und versuchen Sie, eine angenehme Atmosphäre herzustellen. Verwenden Sie ein angenehmes Duschbad oder Badezusatz.
Es gibt an Demenz erkrankte Menschen, bei denen scheinbar "kein Weg hineinführt", die notwendige Körperpflege durchzuführen. Einfache Dinge, die Sie versuchen können, um doch zum Ziel zu kommen, sind z.B.:
An dieser Stelle sind der Kreativität der Angehörigen keine Grenzen gesetzt...
Bedenken Sie aber auch, dass die Verweigerung der Körperpflege an Erlebnisse geknüpft sein kann (von denen Sie vielleicht bis dahin nichts gewusst haben). So werden in diesem Moment bspw. Kriegserinnerungen wach, die manchmal im Zusammenhang mit Vergewaltigungen o.Ä. stehen können.
Unsere Expertin
Annette Friedel, examinierte Krankenschwester, seit 2003 als Fachkraft in einer Tagespflege tätig, wo sie täglich mit ganz praktischen Fragen von Angehörigen zum Pflegealltag konfrontiert wird.